05. Januar 2013, 12:25 Uhr

Digitale Medien und Erziehung

Ist doch ein Kinderspiel

Von Judith Horchert

Ihre Kids verbringen Stunden mit der Spielkonsole, sind vom Smartphone nicht mehr weg zu kriegen — viele Mütter und Väter stehen der digitalen Besessenheit ihres Nachwuchses hilflos gegenüber. Mit raffinierten Tricks versuchen Eltern, den Konsum ihrer Kinder in den Griff zu kriegen.

Mit der Erziehung der sogenannten Digital Natives tun sich einige Eltern schwer. Während mancherorts bereits Ratgeber für die Aufzucht verantwortungsbewusster Netzbürger geschrieben und gelesen werden, verlassen sich andere Eltern lieber auf ihre Intuition. Das führt nicht selten zu bemerkenswerten Ideen. Im Jahr 2012 zeigte eines der meistgeklickten YouTube-Videos des Jahres, wie ein Vater mit einer Pistole das Notebook seiner Tochter zerschoss — vor laufender Kamera. Es war seine Reaktion auf und Strafe für ein freches Posting auf Facebook, deshalb hieß das Filmchen "Facebook Parenting". Etwas weniger radikal, dafür aber umso kreativer klingen diese drei Geschichten von Eltern, die im Netz die Runde machen: Sie wollten ihre Kinder mit ausgefallenen Methoden lehren, maßvoll mit der Technik umzugehen, die sie umgibt — und lernen selbst dabei auch etwas.

Vater bestellt virtuellen Auftragsmörder

Ein junger Mann aus China spielt gern und viel am Computer. Zu viel, befand sein Vater und griff zu einer unüblichen Methode, dem ein Ende zu setzen: Er engagierte In-Game-Auftragskiller, die die Charaktere seines Sohnes in dessen Lieblingsspielen töten sollten.

Diese kuriose Geschichte zumindest berichtet die Website des kommunistischen Parteiorgans "Volkszeitung" Ende Dezember, und seitdem verbreitet sich die Geschichte im Netz, unter anderem über die Online-Tageszeitung "The Daily Dot". Ob wahr oder nicht — sie wird zur Belustigung erzählt, aber womöglich auch als Warnung mit einem Augenzwinkern.

Laut der spieleskeptischen Originalquelle hatte der 23-Jährige schon in der Schulzeit so viel gespielt, dass seine Leistungen darunter litten. Nach Meinung seines Vaters hielt ihn seine Leidenschaft nun auch davon ab, einen Job zu finden. Deshalb habe er sich für den radikalen Schritt entschieden. Statt den Stecker zu ziehen, holte er seinen Sohn dort ab, wo der war: im Spiel.

Als sich der Sohn das nächste Mal einloggte, traf er angeblich jedes Mal auf eine Gruppe mysteriöser Charaktere, erfahrene, stärkere, bessere Spieler, die ihn oder sein Team immer wieder besiegten — er hatte keine Chance. Auf der Gaming-Seite Kotaku heißt es, der Vater habe ihm damit die Lust am Spiel verderben wollen. Wer nie gewinnt, verliert schnell das Interesse, so der Gedanke. Genervt davon, ständig zu verlieren, habe der Sohn sich übrigens letztendlich mit dem Vater ausgesprochen. Mit dem Spielen habe die Jobsuche wenig zu tun, soll der Sohn gesagt haben, er wolle nur nicht einfach irgendeinen Job annehmen, sondern suche eben einen, der zu ihm passe.

Mutter organisiert Gaming-Marathon

Auch Merryn Glover wollte ihren Söhnen lieber im Spiel begegnen — aber auf nettere Art. Sie wollte nicht immer bloß diejenige sein, die von außen Verbote macht. Im "Guardian" schreibt sie über ein ungewöhnliches Manöver: Statt sich an den Feiertagen darüber zu streiten, wie viel Zeit ihre beiden Jungs vor den Kisten — in diesem Fall gleich mehrere Spielkonsolen — verbringen durften, schrieb sie ihnen gleich vor, eine ganze Woche zu spielen, und zwar mit ihr zusammen. Spielarrest statt Hausarrest — vor allem für die Mutter.

Bei diesem Spielmarathon sollten ihr die 11- und 13-jährigen Söhne alle Spiele beibringen, die sie besitzen und sie davon überzeugen, was das Gaming überhaupt ausmache. Sie wollte mitreden können und wissen, was ihre Söhne denn so toll an den Spielen finden. Schließlich sagte sie stets, sie sollten weniger spielen — ohne zu wissen, worum es eigentlich geht. Die Jungs willigten sofort ein, lehrten ihre Mutter Kampfspiele und "Super Mario Kart", "Fifa" und "Gran Turismo 3".

"Ich war von mir selbst überrascht, wie gut mir manche Spiele gefallen haben, vor allem die Autorennen", schreibt Glover, und die habe sogar eines dieser Rennen gewonnen. Der Rollentausch innerhalb der Familie habe allen gut getan — und: "Ich habe entdeckt, dass es auf der dunklen Seite gar nicht nicht so schlecht ist."

Mutter verschenkt iPhone mit Spezialvertrag

Die Bloggerin Janell Burley Hofmann hat ihrem 13-jährigen Sohn Gregory ein iPhone geschenkt, zusammen mit einem ausführlichen Vertrag. Nicht etwa der Handy-Vertrag, sondern eine Liste mit 18 Regeln, die er beim Gebrauch des Telefons zu beachten hat. Sie sind die Bedingung dafür, dass er das Telefon — das ihr gehört, so eine der Regeln — benutzen darf. Hält er sich nicht daran, muss er das Smartphone wieder abgeben.

Zu den Regeln gehören unter anderem diese:

  • Ich (also die Mutter, Anm. der Red) werde immer das Passwort kennen
  • Ignoriere niemals einen Anruf, wenn auf dem Display "Mama" oder "Papa" steht
  • Gib das Telefon jeden Abend bei deinen Eltern ab, an Schultagen um Punkt 19.30 Uhr, an Wochenenden um 21 Uhr. Es wird ausgeschaltet und am nächsten Morgen um 7.30 Uhr wieder eingeschaltet
  • Es kommt nicht mit in die Schule. Unterhalte dich lieber persönlich mit den Menschen, denen du Nachrichten schreibst. Das ist eine Fertigkeit fürs Leben
  • Schreibe und sage nichts, was Du nicht auch laut aussprechen würdest, wenn Eltern im Zimmer sind
  • Keine Pornos. Suche im Web nach Informationen, die du auch mit mir teilen würdest
  • Schalte es aus, stelle es stumm, stecke es in der Öffentlichkeit weg. Vor allem im Restaurant, im Kino oder im Gespräch mit einem anderen Menschen. Du bist ein höflicher Mensch, erlaube deinem iPhone nicht, das zu ändern

Außerdem solle Gregory nicht ständig alles fotografieren und filmen, sondern sich auf sein Gedächtnis verlassen. Er soll kluge Spiele spielen und sich Musik herunterladen, die seinen Horizont erweitert — statt immer nur auf den Mainstream zu setzen. Vor allem aber soll er das Gerät auch ab und an zu Hause lassen.

Das klingt streng, aber immer wieder schreibt die Mutter auch, wie sehr sie ihren Sohn liebt und respektiert und deshalb offenbar keine Sorge hat, dass er sich an den Vertrag halten wird. Auch werde sie ihm immer zur Seite stehen und sich mit ihm ins Abenteuer des ersten Smartphones stürzen.

Das Regelwerk hat sie schon an Weihnachten in ihrem Blog veröffentlicht, seitdem wurde sie von Blogs und internationalen Medien aufgegriffen und weitererzählt. Über Twitter haben bereits andere Mütter kundgetan, dass sie diese Regeln auch für ihre Kinder übernehmen wollen.

URL:

Die Aufgaben

Übersetzen Sie ins Russische:

der raffinierte Trick

sich auf … verlassen

die Reaktion auf …

vor laufender Kamera

ein freches Posting

Runde machen

maßvoll

ausgefallen

eine unübliche Methode

die Leidenschaft

sich für den radikalen Schritt entscheiden

erfahrene Spieler

die Lust am Spiel verderben

sich mit … aussprechen

Job annehmen

das Verbot

j-n von … überzeugen

der ausführliche Vertrag

die Fertigkeit

sich auf sein Gedächtnis verlassen

den Horizont erweitern

Übersetzen Sie ins Deutsche:

Ему пришлось выдумывать хитрые уловки, чтобы отвлечь детей от компьютерных игр.

Это было наказание за дерзкую публикацию в одной социальной сети.

Николаю пришлось прибегнуть к необычному методу, чтобы заставить сына найти работу.

Когда её дети стали смотреть телевизор с утра до вечера, она решилась на радикальный шаг.

Некоторые родители придумывают множество запретов, потому что боятся, что смартфон или компьютер превратятся для их детей в опасное пристрастие.

Мне кажется странным требовать от ребёнка 100% честности с родителями.

Эта история была опубликована в блоге одного известного китайского писателя.