AN***
Erniedrigt werd ich niemals leben.
Nicht Gruß noch Vorwurf können dir
Macht über meine Seele geben.
Von heute an sind Fremde wir.
Die Freiheit — das ist dir entgangen -
geb ich für einen Irrtum nicht,
gab ich die Jahre auch, die langen,
hin für dein lächelndes Gesicht.
Zu lange ließest du mich hoffen
in meiner Jugend Schwärmergeist;
mein Haß hat alle Welt getroffen,
daß einzig du geliebt nur seist.
Die Augenblicke, die verflogen
zu deinen Füßen wie gehetzt,
hab ich dem Schöpfertum entzogen.
Doch wodurch hast du sie ersetzt?
War durch des Genius Götterspende
mir gar ein großes Werk geglückt,
vielleicht hätt´ mich die Welt am Ende
auch mit Unsterblichkeit geschmückt!
Den Lorbeerkranz mir aufzuwiegen
versprachst du voller Zärtlichkeit.
Warum griffst du zu solchen Lügen
und zeigtest dich nicht so wie heut?
Nimm einen ändern zum Gefährten,
denn ich bin stolz — du mußt verzeihn,
was immer auch geschieht auf Erden,
ich werde niemals Sklave sein.
Mag fremde Berge ich durchmessen
unter des Südens Himmelsglut,
wir können niemals uns vergessen,
wir beide kennen uns zu gut.
Ich werde dem Genuß verfallen,
dem Liebesrausch ergeb ich mich,
und lachen werde ich mit allen,
mit keinem aber weine ich.
Betäuben will ich mein Gewissen,
nie mehr so lieben, wie ich's tat,
die Frau'n verachten, da mit Küssen
ein Engel mich betrogen hat.
Ich war bereit zu allen Qualen,
die Welt zu fordern stark genug,
ich wollte mit dem Tod bezahlen,
- ich Tor! — für einen Händedruck!
Ich war nie treulos oder kleinlich,
gab meine Seele dir zum Pfand.
Du kanntest ihren Wert — wahrscheinlich -,
ich aber hab dich nicht gekannt